Zeitgenössisches Studioglas
In den frühen 1960iger Jahren, ausgehend von Harvey K. Littleton in der USA und Erwin Eisch in Deutschland, entwickelte sich die internationale Studioglasbewegung. Glas wird erstmals zu einem Medium der sogenannten freien Kunst.
Technische Neuerungen brachten den Künstlern und Künstlerinnen Unabhängigkeit von der Glasindustrie und sie konnten individuell in ihren eigenen Studios arbeiten und experimentieren. Es entstanden von der Funktionalität emanzipierte Unikate – Plastiken, Objekte, Malereien – aus bzw. auf Glas. Daraus entwickelte sich bis heute eine weltweit lebendige und kreative Szene von Kunstschaffenden, die in unterschiedlichen Techniken mit Glas arbeiten, um ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.
Die Werke der in unserer Galerie ausstellenden Künstler und Künstlerinnen sind Teil zahlreicher internationalen Museen und Sammlungen.
Habe ich früher Schalen und Gefäße gefertigt, sind meine heutigen Arbeiten geprägt von dem Bedürfnis figürlich und nicht mehr zweckgebunden zu arbeiten. Figuren von Katsura Funakoshi und William Morris, aber auch afrikanische Masken und antike Skulpturen faszinieren und inspirieren mich immer wieder von Neuem. Der menschliche Körper beschäftigt mich ebenso wie das menschliche Gesicht - fremd, befremdlich und/oder verfremdet. So habe ich mir meine Ahnen geschaffen, sozusagen einen Stammbaum. Auf diesem Weg sind die Büsten ein weiterer Schritt. Auch sie sind keine Portraits lebender Menschen, sondern eher Zeugen aus einem anderen Zeit-Raum. Von Masken zu Köpfen, von Phantasie-Ahnen zu überpersönlichen, archaischen Wesen (m)ein Schritt nach vorn in die Vorzeit. Über Zwischenmenschliches und das Verhältnis von Mensch zu Tier fließt immer mal wieder Blut, dieser besondere Saft, in meine Arbeit ein. So sind die Installationen Casanovas Kabinett und Wo gehobelt wird, da fallen Späne entstanden.
Ariane Forkel
Seit den 1980iger Jahren experimentiert der Künstler mit sich verformenden und statischen Schmelz- Guss-Techniken. Zuerst formt er seine Skulpturen in Ton, anschließend werden Gips/Quarz Formen gefertigt, in denen das Glas geschmolzen wird.
Die Faszination des Materiales Glas liegt darin, das Glas mit Hilfe experimenteller Techniken im Brennofen schmelzen zu lassen und dadurch neue, andere Formen zu finden, die persönliche Gedanken und Stimmungen zum Ausdruck bringen. Wichtig ist William Greenwood dabei nicht das Aufgreifen vorgegebener Themen oder das Abformen von Objekten, sondern die Verwendung eigener, oft geometrischer Formen.
Marina Hanser studierte an der Vetroricerca in Italien und machte Ihren Abschluss an der Australian National University in Canberra. Es folgten verschiedene internationale Auslandsaufenthalte bevor Sie ebenfalls wieder nach Tirol kam um als freischaffende Künstlerin zu arbeiten. In Ihrem Studio entstehen ofengeschmolzene Glasobjekte, voranging in Kiln Casting und Pate de Verre, sowie in den unterschiedlichsten Kaltverarbeitungstechniken. Thematisch geht es der Künstlerin um Fragen der menschlichen Existenz, um Verlust, Veränderung, Heilung und neue Perspektiven. Ihre Arbeiten in Schwarz, Weiß oder klarem Glas gefertigt erinnern an weiche Faltenwürfe von Stoffen, abgeformtes Papier lässt reliefartige Landschaften oder Wolkenstrukturen entstehen. Eine Besonderheit sind die Glastafeln mit Cameogravur - eine alte Technik, die von Marina Hanser neu interpretiert wird.
Die von der Natur inspirierten Glasbilder des deutschen Künstlers Paul Jansen-Sprenger bringen eine außergewöhnliche Farbigkeit in diese Ausstellung. Man spürt die Freude des kreativen Schaffens in den Bildern. Seine Ausbildung und langjährige Tätigkeit als Glasmaler bietet dem Künstler die Basis, seine Malerei auf dem Trägermaterial Glas zu verwirklichen. Bietet ihm doch Glas bzw. die Techniken der Glasmalerei, die er experimentell weiterentwickelt, ganz spezielle Möglichkeiten der Gestaltung. Die Malerei ist nicht gegenständlich, lässt Reales aber doch erahnen. Der Betrachter ist eingeladen Formen, Menschen, Tiere, Pflanzen oder Fabelwesen für sich zu entdecken. Im Dialog mit dem Gemälde kann der Schauende die Darstellung transformieren.
Reelle und philosophische Betrachtungen unserer Gesellschaft und ihren Individuen (uns Menschen) thematisiert Elke Krismer in Ihren Arbeiten. Es geht um Bewegung und Entwicklung, Interaktion und Verwandlung – des Einzelnen, des Lebens und der Welt – hin zu freien und selbstbewussten Menschen, die gleichberechtigt und respektvoll durchs Leben gehen – trotzdem: „… Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne machst …“.
Glasobjekte mit sanften Schwüngen und unterschiedlichen Oberflächen, teils mit Draht, Filz oder Peddig-Rohr kombiniert, bringen diese komplexen Gedanken zum Ausdruck. Immer sind Licht und der dadurch entstehende Schatten als vierte Dimension Teil der Gestaltung der Plastiken, Installationen oder Wandobjekte.
„Schmuck ist nicht nur Schmuck – Schmuck ist Kunst!“
Das traditionelle böhmische Glasperlenwickeln am Lampenfeuer ist eine Kunst, die nicht mehr viele beherrschen. Am 11-flammigen Lampen-, oder auch Kreuzfeuer, wird das Glas erhitzt und kann so bearbeitet werden. Jede einzelne Perle wird von Hand in ihre spezielle Form gebracht – für ein aufwändiges Collier kommen ca. 300 - 500 Glasperlen zusammen.
Inspiriert von der Natur – ihren ausladenden Formen und dem Wechselspiel der Farben, welches Stimmungen und Illusionen kreiert - entstehen Schmuckstücke, die auch ganz ohne Träger wirken. Sie sind Objekt und Schmuck zugleich. Ein Kunstwerk, das den Benefit besitzt, getragen werden zu können.
Der künstlerische Weg von Eva Moosbrugger ist vielschichtig und führt quer durch verschiedenste Materialien und Techniken. Seit über zwei Jahrzehnten ist ihr Hauptwerkstoff Glas. Die Künstlerin fertigt ihre Skulpturen in enger Zusammenarbeit mit einem Maestro und mehreren Assistenten in Murano, Venedig. Die in aufwändigen Kaltbearbeitungstechniken bearbeiteten Glasoberflächen (Gravieren, Schleifen von Hand, Sandstrahlen) laden zum Berühren ein; die spezielle Haptik der Oberfläche versteht die Künstlerin als zusätzliche Möglichkeit, mit dem Werk in Verbindung zu treten. Die Formensprache der Skulpturen lässt die langjährige Auseinandersetzung mit der Bildhauerei erkennen. Charakteristisch im Werk von Eva Moosbrugger sind massiv geblasene, farbige oder kristallklare Skulpturen in klaren ruhigen Formen, die mit den Lichtreflexionen des Glases spielen und die einzeln oder in der Gruppe sehr selbstbewusst ihren Raum einnehmen.
Im Laufe der Jahre hat Fritz Prehal seine Persönlichkeit zu einer mit "Ecken und Kanten" geformt, Kompromisse sind die Ausnahme. Klarheit ist vorherrschend, nichts ist verwaschen. Dieses markante "Äußere" steht in Wechselwirkung mit seinem "Inneren". Schönheit zeigt sich in der Einfachheit.
Im Laufe von vielen Stunden der Auseinandersetzung mit dem Werden einer Skulptur, im Schmelzen, Sägen, Bohren, Schleifen und Polieren wächst Fritz Prehal mit seinen Arbeiten zusammen, bevor sie wieder losgelassen werden. Kostbare Skulpturen entstehen in der Auseinandersetzung mit ihm selbst in Verbindung mit der Bezwingung eines Materials. Die Sprache seiner Arbeiten formt sich in der Stille der Begegnung mit ihnen.
„You have to learn to crawl before you learn to walk“ ; dieses englische Sprichwort trägt meiner Meinung nach sehr viel Wahrheit in sich, gerade was den Bereich der Kunst im allgemeinen, aber auch speziell im Glas angeht! Nicht zuletzt deshalb hatte ich mich früh sehr bewusst für eine klassische kunsthandwerkliche Ausbildung entschieden, um mir über die Jahre das entsprechende Rüstzeug zu verschaffen, welches bei der Umsetzung meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Glas unabdingbar ist. Meine Arbeiten stellen dabei jedoch durchweg eine innere Vision des Zusammenspiels von Ästhetik, handwerklichem Anspruch sowie einer tieferen Bedeutung dar, die jedoch nicht vordergründig ins Auge stechen soll. Diese erschließt sich meist erst im Zusammenspiel zwischen Titel und einer intensiveren, kritischen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Objekt. Die Gesamtheit von Wort, Haptik und Materie!
Patrick Roth
Erst seit geraumer Zeit spielt Glas eine bedeutende Rolle im künstlerischen Werk Silvano Rubinos. Bekanntheit schaffte sich der gebürtige Venezianer durch seine Photographien, Installationen, Videos und Videoinstallationen. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstformen, schlichte Eleganz und technische Perfektion prägen seine Glasskulpturen.
Die expressiven Modellierungen von Formen, die Berauschung von der Schönheit der Materialien und die Kombination von Techniken, sind die individuellen Züge der Arbeiten von Jaromir Rybak. Dabei verbindet er in einer einzigen Arbeit den Sinn für die Reinheit einfacher Formen mit dem kontrastreichen lustvollen Spiel mit filigranen Dekors und Ornamenten. Völlig einzigartig ist bei Rybak die Verbindung von geschmolzenen Glasteilen und modellierten Bronzeteilen der Skulpturen. Beide Materialien bilden eine einheitliche Gesamtheit mit innerer Spannung aus dem Gegensatz. Eine Reihe von Arbeiten Rybaks ist in der realen Welt verankert, seine Inspirationen werden jedoch weiterentwickelt und in der Phantasie beendet. Dies betrifft vor allem seine Glasarbeiten, aber auch seine Malereien und Zeichnungen.
Auszug aus "The Rubikon Group", Mgr. Ivo Kren, Dr. Ilona Klemsova
Nach Praktikums- und Studienaufenthalten in Corning/USA, Schweden und Dänemark schloss Verena Schatz 2015 mit dem Master of Fine Arts Ihr Studium an der Hochschule Koblenz ab. Seit 2017 lebt sie als freischaffende Künstlerin wieder in Österreich und betreibt mittlerweile ihr eigenes Glasstudio. Für die Künstlerin ist Glas das passende Medium das Immaterielle, das nicht rational Erfassbare unserer Existenz darzustellen. Bei den meist in Klarglas gefertigten Heißglasarbeiten von Verena Schatz geht es um das spontane Arbeiten, um das Festhalten des richtigen Augenblicks der fließenden Bewegung, wenn sich das Glas durch Hitze und Schwerkraft im Ofen verformt. Durch den Transformationsprozess entstehen dynamische Skulpturen gleich einem gläsernen Schnappschuss.
Klangformen - „Musikzitate im Objekt“
Unsere Ohren nehmen physikalisch bei Sprache, Geräuschen und Musik, eine Überlagerung von Schwingungsmustern war. Diese Schwingungen lassen sich in mathematischen Darstellungen sichtbar machen, zum Beispiel mit dem Zeit-Amplituden-Diagramm. Es visualisiert den dynamischen Verlauf eines Musikstückes und dient mir zugleich als Impulsgeber und Werkzeug für die Herstellung von Objekten aus Glas. Schwingungsintensität der Amplituden, sowie ihre Position, sind entscheidende Merkmale und werden in eine Glasplatte gebohrt. Position und Anzahl der Bohrungen erzeugen im Ofen eine charakteristische Verformung. Die dabei entstehenden Objekte umschreiben ein Musikzitat in ihrer individuellen Gestalt.
Alexander Seitz
Seit zwanzig Jahren arbeite ich mit Glas in vielen unterschiedlichen Techniken. Es ist für mich der faszinierendste aller Werkstoffe. Immer wieder versuche ich aufs Neue, seine immanenten wunderbaren Qualitäten sichtbar zu machen. Nachhaltig fasziniert mich die Metamorphose, die das Glas unter meinen Händen durchläuft. Beim Fusing ist es die Verwandlung von farblosen Scheiben zu Glas von satter, volltoniger Farbigkeit oder sanften, halbtransparenten Farbverschmelzungen mit linearen Strukturen oder expressiven Muster. Bei den sandgegossenen Objekten reizt es mich vor allem, Glas in seiner Vielfältigkeit zu zeigen und spürbar zu machen. Die Skulpturen erschließen sich nicht auf den ersten Blick, entfalten sich im Spiel des Lichts, sind archaisch und geheimnisvoll.
Ulrike Umlauf-Orrom
Bernd Weinmayers Arbeiten sind im wahrsten Sinn des Wortes „energiegeladen“. Seit einigen Jahren füllt der Künstler seine transparenten Glasobjekte mit Edelgasen, die sich in der Dunkelheit in mehrfarbige bewegte Glas-Licht-Objekte verwandeln. Besonders fasziniert ist der Künstler von Skeletten – eine Auseinandersetzung mit dem Thema Leben und Tod bzw. Geist und Seele, die sich in seinen Arbeiten immer wieder spiegelt.
Inspiriert durch die heilige Geometrie, psychedelische und visionäre Kunst und den Darstellungen diverser Naturvölker, entwickle ich immer wieder neue Muster, die ich in einer speziellen Pixeltechnik, dessen Grundprinzip ich bereits in meiner Schulzeit erlernt habe, zum Ausdruck bringe.
Patrik Winkler
Inspiriert von Dingen, die man in der Natur findet - Samengehäuse, Fruchtformen, Mikroorganismen, Sanddünen, Korallen - entstehen seine Wabenobjekte. Er bläst die heiße Glasmasse durch ein erhitztes zylindrisches Metallgitter und lässt die durch Temperaturschübe, Schwerkraft und Bewegung beeinflussbare Form aufwachsen. Dabei strebt Jörg Zimmermann nicht die glatte, schöne nur dekorative Form an, sondern es sind die kleinen Widerstände, die Sprödigkeiten, Risse, Brüche oder scharfe Kanten, die ihn faszinieren und die den natürlichen Dingen erst Eigenart und Charakter geben. Diese Faszination hat der Künstler seinen Objekten buchstäblich eingeblasen, so dass sie sich auf deren Betrachter überträgt.